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© Aargauer Zeitung; 2000-10-03; Seite 12 Kultur

Der Mann in der eisernen Maske Comic-Debüt - «Die Maske des Narren» von Fiscalini, Steiner & Egli Wie man aus einer mittelalterlichen Sage einen Fantasy-Comic webt, demonstriert das Thuner Trio Sandro Fiscalini, Reto Steiner und Guido Egli. Bei der «Maske des Narren» bleiben jedoch Glaubwürdigkeit und Oekonomie auf der Strecke.

Hans Jürg Zinsli. Allmählich tragen die Förderbestrebungen des Luzerner Comicfestivals Fumetto Früchte: In der Deutschschweizer Comicszene herrscht Hochbetrieb. Immer mehr Neulinge stehen mit ihrem ersten Album am Start. Nach dem Winterthurer Daniel Bosshart legen nun auch Sandro Fiscalini, Reto Steiner und Guido Egli ihr Albumdebüt vor. Für «Die Maske des Narren» greift das Thuner Trio auf einen lokalen Brauch zurück. Beim alljährlichen Volksfest am Fuss der Alpen rennen die Kinder dem «Fulehung» hinterher, einer Narrenmaske mit Teufelshörnern und Bocksbart. Fiscalini und Steiner, die bereits seit 10 Jahren gemeinsam Comics zeichnen und schon zweimal Publikumssieger in Luzern waren, forschten nach dem Ursprung dieses Brauchs und stiessen dabei auf zahllose Legenden. Daraus formten sie ihre eigene mittelalterliche Fantasy-Version und zogen für die Dialoge den Texter Guido Egli bei. Die Thuner «Narren»-Geschichte beginnt 1477 mit der Schlacht von Nancy. Nachdem die Burgunder in Murten (1476) von den Eidgenossen eins auf den Deckel bekommen haben, ziehen sie hier erneut den Kürzeren. Karl der Kühne, Anführer der Burgunder, verliert sein Leben - doch im Comic lebt er weiter und wird vom machtlüsternen Bischof Barnabas in ein nahe gelegenes Kloster gebracht, wo dieser dem tödlich Verwundeten einen teuflischen Pakt vorschlägt: er, Karl, könne als unsterblicher «Harilo King» über eine Kriegerschar aus dem Jenseits gebieten, orakelt Barnabas, wenn er eine eiserne Maske auf- und nie wieder absetze. Karl lässt sich auf den Handel mit dem Pfaffen ein und unterwirft samt seinem «Wilden Heer» die Völker aller Himmelsrichtungen. Nur ein kleiner, uns wohlbekannter Ort (nicht der gallische) leistet Widerstand. Doch den wackeren Thunern hilft im Kampf gegen die unverwundbaren Geisterscharen keine Kampfeskraft, es bedarf einer vom betrogenen Barnabas ausgeheckten List, um den schrecklichen Potentaten zu vertreiben. Mit der «Maske des Narren» wagen Fiscalini, Steiner und Egli ein heikles Unterfangen: Nicht nur, dass sie aus einer alten Sage eine neue formen, deren Akzeptanz noch aussteht, sie haben überdies mit einem riesigen Figurenensemble zu kämpfen, das kaum je eine flüssige Story erlaubt. Die Glaubwürdigkeit bleibt zuweilen auf der Strecke, die Dialoge holpern mittelalterlich umständlich («Schaut, Marpach, über dem See dunkelt es vor lauter Wolken. Das wird was geben, sag' ich euch.»), und die Absichten des Bischofs bleiben weitgehend im Dunkeln. Störend ist jedoch vor allem, dass aufseiten der Eidgenossen die Identifikationsfiguren fehlen, des Lesers Auge kann sich nirgends festkrallen. Trotz aller Schwächen vermag jedoch «Die Maske des Narren» mit grosszügig aufgemachten Panels und innovativer Seitenaufteilung den Leser bei der Stange zu halten.

Fiscalini/Steiner/Egli: «Die Maske des Narren». Verlies Verlag, Thun 2000. Vertrieb: Edition Moderne, Zürich. 94 S., Fr. 35.-.

 

 

 
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